Solidarität ist smart

Solidarische Landwirtschaft ist smarter, gewaltloser Widerstand gegen Globalisierung und unnötigen Handel von Lebensmitteln. Solidarische Landwirtschaft steht für direkte Beziehung, regionale Saisonalität, Vertrauen und Verantwortung – von beiden Seiten: KonsumentInnen und ProduzentInnen.

Nicht nur in der Entwicklungszusammenarbeit sind Lebensmittelimporte – oft noch mit bedenklichem Umwelt- und Sozialstandard – ein zentrales Problem für die souveräne Versorgung mit Lebensmitteln im eigenen Land. Die eigene nachhaltige Landwirtschaft – und dies genauso in Afrika wie in Zentraleuropa – wird meist durch Preisdumping und Knebelverträge in der Entwicklung gehemmt und sogar zerstört durch Importe von Lebensmitteln aus landwirtschaftlichen Industriebetrieben mit zweifelhaften Methoden wie gentechnisch veränderten Sorten und Betriebsmitteln, unverhältnismäßigen Importen von Futtermitteln, Übernutzung von Böden und Wasserressourcen und Ausbeutung von Arbeitskräften. Zudem werden landwirtschaftliche Betriebe in vermeintlich „natürliche“ Prozesse gezwungen, die kleine Betriebe als unrentabel und ökologisch wirtschaftende Betriebe als weltfremd abstempeln. Und schon haben wir den Salat: Wachsen und Weichen, Nebenerwerb, Aufgabe von Betrieben, Selbstmorde von LandwirtInnen, Landschaftsveränderungen, Grossbetriebe mit bedenklichen Sozial- und Tierwohlstandards. Damit macht allerdings niemand Werbung. In der Werbung lassen wir uns alle immer noch die romantische Welt der kleinen Bergbauernbetriebe mit Kühen auf der Weide vorgaukeln. Diese dürfen auch täglich mit blonden Mädchen am Strick spazieren gehen. Die landwirtschaftliche Realität ist aber eine andere – und wir können sie steuern, jeder einzelne von uns.

Diese Missstände könnten zum Beispiel über die wahren Kosten und Preise für die so erzeugten Lebensmittel einfach gelöst werden und ein Grossteil dieser Fehlentwicklung damit gestoppt. Das Interesse der grossen Lebensmittelkonzerne und der „Politik“ ist daran aber bedenklich klein, da Gewinne und Macht dann breiter verteilt würden. Natürlich bleibt uns nicht erspart mit Wort und Geist und Tat diese Missstände kontinuierlich aufzuzeigen und darauf zu zählen, dass immer mehr Menschen in der Lage sind die Sachlage zu verstehen und sich zu empören.

Ein zweiter Weg ist möglich durch smarten Widerstand und damit seine ganze Energie in den Aufbau von Alternativen dazu zu stecken. Jeder vergibt durch seine Versorgung mit Lebensmitteln einen Produktionsauftrag an eine Landwirtschaft so wie er sie möchte. Dort ist diese Energie auch gut aufgehoben, braucht keine Staatsunterstützung und nicht einmal Energie um gegen Windmühlen anzukämpfen. Trotzdem haben wir hier Wirkung, Effekt und Freude an der Produktion und an einem eigenen Wirkungskreis, den wir jeder von uns ganz einfach beeinflussen können.

Über solidarische Landwirtschaft schliessen sich KonsumentInnen und ProduzentInnen zu einer Gemeinschaft zusammen, die nichts darüberhinaus braucht – keine Förderung, keinen Handel, keine Werbung, keine Importe, keine Exporte, keine Verpackung und minimale Transporte. Solidarische Landwirtschaft gibt es bereits in vielen Bundesländern. Hier sind Betriebe, denen man sich anschliessen kann:

Unsere solidarische Landwirtschaft Erdapfel C’est LaWi in Tirol ist hier zu finden.

Ein zweiter Ansatz ist es bei Landwirtschaftlichen Betrieben regional einzukaufen. Hier muss sich „KonsumentIn“ aber ehrlich bewusst sein, dass es nicht ausreicht die Bäuerin/den Bauern zu kennen um zu verstehen wie die Produktion tatsächlich geschieht. Und zu einem nachhaltigen Konzept gehört unbedingt die biologische Wirtschaftsweise. Sie ist um Potenzen zukunftsorientierter als die konventionelle Landwirtschaft die nach wie vor auf Menge (damit Futtermittelimporte, Überdüngung von Böden und Übernutzung von Tier, Umwelt und Mensch) und Kurzzeiterfolge ausgerichtet ist. Biologische Lebensmittel sind gekennzeichnet mit mindestens dem grünen EU Biologo und werden unabhängig kontrolliert. Fehlt dieses Logo ist das Lebensmittel und der Betrieb nicht kontrolliert und produziert nicht biologisch. Biologische Lebensmittel aus den jeweiligen Bundesländern sind hier zu finden:

Und nun viel Freude für das Abenteuer „Meine Versorgung mit Lebensmitteln“!

Weitere Beiträge zum Thema

Die Natur ist masslos

Und was ein Lebensmittel-Anarchist damit anfangen kann! Dieser Beitrag ist im Und-Heft #5 – beziehungsweise erschienen. Vielen Dank. …und sie fordert uns gewaltig. Kein Jahr gleicht dem Anderen – einmal schenkt sie uns Massen, dann wieder muss sie sich um jeden Apfel bemühen. Unser Anspruch ist aber ein Anderer. Wir wollen immer alles gleichzeitig haben, […]

Podcast “In Sachen Mensch”: Von der Komplexität des (Bio-)Apfels

“In Sachen Mensch” ist ein Podcast über den Menschen als solchen. Für alle, die mehr über ihre Spezies erfahren möchten. Host: Laurin Mauracher Wir waren zu Gast bei der Folge “Von der Komplexität des (Bio-)Apfels”. Thema der Sendung war: Etwa 10.000 Jahre lang waren das Anpflanzen und Züchten von Nahrung wohl die verbreitetsten Tätigkeiten, denen […]

Stellungnahme zur Gemeinsamen Agrarpolitik – GAP/CAP

Unsere Stellungnahme vom 15. Januar 2021 an das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus: Stellungnahme zur Bedarfsanalyse zur Erstellung des Österreichischen GAP Strategieplans Gemeinsame Agrarpolitik: Rahmenbedingungen nicht akzeptabel – Bedarf und Maßnahmen unzureichend abgestimmt Auf EU Ebene finden seit Dezember 2020 Trilog-Verhandlungen für die neue gemeinsame Agrarpolitik zwischen Rat, EU-Kommission und EU-Parlament statt. Am Ende […]

Schreibe einen Kommentar

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner