Lichtgabel Ausgaben 2020

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Sendung vom 1. Dezember 2020.

Die Agrarminister der EU sind zufrieden mit ihrer Einigung zum neuen Budget der gemeinsamen Agrarpolitik. Sie haben im Oktober 2020 um die 387 Milliarden an Budget bis 2027 beschlossen, ohne dieses Geld an die Ziele der aktuellen Klimaübereinkommen, des Europäischen „Green Deal“, der Biodiversitätsstrategie, oder der Strategie „From Farm to Fork“ zu binden.

Es ist eine paradoxe Situation – die demokratisch gewählten Organe beschließen ein für uns alle relevantes Budget mit Auswirkungen auf unsere Lebensgrundlagen und unsere Lebensmittel, das derzeit gegen die Interessen der breiten Bevölkerung und der nachhaltig wirtschaftender Bäuerinnen und Bauern gerichtet ist. Denn in den Europäischen wie auch in den nationalen Parlamenten sind die Mehrheitsverhältnisse nach wie vor so, dass konservative Kräfte die industrielle Landwirtschaft fördern und die entsprechenden Maßnahmen und Programme über Mehrheiten und gezieltes Lobbying der dahinter stehenden Agrarkonzerne und Großfirmen besiegeln werden.

Dazu lassen wir die Grünen Europapolitiker Tom Waitz und Martin Häusling, sowie den Professor Sebastian Lackner zu Wort kommen, wir stellen die Bewegung „The great green wall“ vor  und den eben gestarteten Appell für eine nachhaltige Agrarpolitik in Europa: cap-for-future.eu.


Sendung vom 6. Oktober 2020.

Ende September schaltete “Bewusst Tirol” wieder einmal eine halbe Werbeseite in der Tiroler Tageszeitung für das scheinbare “Bio-Hotel” Stanglwirt. Glanz und Gloria. Das Projekt „Bewusst Tirol“ habe ein klares Ziel: Die Förderung des Einsatzes von heimischen Lebensmitteln in der Tiroler Hotellerie und Gastronomie und die Stärkung der Zusammenarbeit von Tourismus und Landwirtschaft. Die teilnehmenden Betriebe werden für ihren hohen Einsatz heimischer Produkte ausgezeichnet und seien somit zweifelsohne Vorbilder für die regionsbewusste Tourismusbranche. Die Auszeichnung „Bewusst Tirol“ sei auch ein Wegweiser für Konsumenten und Gäste, die 100 % Tirol am Teller genießen möchten. 

Mit Ludwig Gruber, Direktvermarkter und Gründer der Biohotels fühlen wir der Angabe “Bio-Hotel” und den Angaben zur Regionalität auf den Zahn. Was bedeutet Bio in der Gastronomie und der Gemeinschaftsverpflegung, wie wird zertifiziert und auf was können sich Kundinnen verlassen? Wir sprechen aber auch über Graubereiche und Verbrauchertäuschung und schliesslich über die nebulöse “Regionalität”, die so oberflächlich und nichtssagend ist wie die Apreski-Musik, die die Sendung begleitet.


Sendung vom 1. September 2020.

Diese Sendung der Lichtgabel am 1. September 2020 ist entstanden in Zusammenhang mit dem Amazonasstreik am 28. August von Fridays for Future auf dem Landhausplatz in Innsbruck und dem Poetry Slam am selben Abend in der Bäckerei in Innsbruck. Es sind persönliche Texte von 6 Poetry SlamerInnen, die allgemein zum Denken anregen und Musik von Angelo Andina in Rätoromanischer Sprache.

Der erste Text beginnt so: Heute ernten wir Äpfel. Aber was hat das mit dem Regenwald zu tun?

Viel – weil wir die Äpfel in Tirol ernten. Regenwaldflächen verschwinden um Profit mit Holz und landwirtschaftlichen Exportprodukten zu machen, auch mit Futtermitteln, die in Tirol Rindern und Kühen verfüttert werden. Rindern die keine Schweinemägen haben und trotzdem alles Fressen sollen, die viel fressen sollen, Eiweiss, damit sie mehr Milch geben, von der wir eh schon zu viel haben in Tirol und sie exportieren, weil im Ausland der Preis höher ist, vor allem die Biomilch, aber auch Milchpulver nach China und was sonst noch für gute Ideen aufkommen, wenn der „Markt“ regiert und die Marktideen gefördert werden. Von den eigenen Böden hat Tirol nicht genug Futter, weil zu viele Rinder da sind und die falschen Rinder, Kuhmaschinen mit einer Alterserwartung von maximal 3 oder 4 Jahren.

Aber jetzt zurück zu den Äpfeln. Tirol kann sich mit vielen Lebensmitteln nicht selber versorgen, mit Milch also ja, nicht aber mit Obst und nicht mit Äpfeln. … Hören Sie selbst!


Sendung vom 5. August 2020.

Entscheidungsprozesse in der Landwirtschaft sind langwierig, oft nicht transparent und auch nicht orientiert an quantitativen Zielsetzungen. Schon gar nicht an quantitativen Zielsetzungen des Klimaschutzes, Umweltschutzes oder sozialer Aspekte. Die Förderung des Biolandbaus in den aktuellen europäischen Strategien mit dem Ziel einer Fläche von 25% ist erstmals eine klare Ansage, die aber derzeit auf nationaler Ebene noch nicht verbindlich festgelegt ist. Die nationalen Strategiepläne der neuen gemeinsamen Agrarpolitik werden gerade festgelegt und derzeit weist nichts darauf hin, dass sich Wesentliches in der Landwirtschaftspolitik Österreichs ändern würde. Sollte sich aber – meinen die Farmers for Future – und nicht nur sie. Viele KonsumentInnen sind mit der derzeitigen Nahrungsmittelproduktion nicht mehr zufrieden und Corona hat gezeigt wie fragil und unzulänglich die Nahrungsmittelproduktion in Österreich derzeit für die eigene Bevölkerung ist. Woher Frau bei dieser harten Diskussion Energie und Mut nimmt und welche Vernetzung Dynamik erzeugen könnte um wieder mehr demokratische Steuerung in der Nahrungsmittelerzeugung zu erhalten diskutieren wir mit Karin Seidner von Fridays for Future.


Sendung vom 8. Juli 2020.

Der Verkauf von Pestiziden in Österreich ist laut Eurostat von 2011 bis 2018 um 53 Prozent gestiegen. Österreich hat damit nach Zypern mit plus 94 Prozent EU-weit den höchsten Anstieg zu verzeichnen. Wurden 2011 hierzulande noch rund 3,45 Millionen Kilogramm verkauft, belief sich die Verkaufsmenge 2018 auf rund 5,3 Millionen Kilogramm. Wer diese Mittel ausbringt und warum hat aktuell verschiedene Medienmitteilungen ausgelöst. Welche Zahlen zur Pestizid-Verwendung in Österreich es tatsächlich gibt, wie detailliert sie sind, welche Wirkungen Pestizide, bzw. deren Wirkstoffe haben und welche Zulassungsverfahren gelten fragen Barbara Czerny und Regula Imhof Frau Dr. Waltraud Novak von Global 2000. Schliesslich geht es darum ob und wie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft verringert werden kann und soll. Nationale Pestizid-Reduktionspläne wären in der EU zu erstellen, Österreich liegt in der Ernsthaftigkeit und Zielsetzung ganz weit hinten.


Sendung vom 3. Juni 2020.

Mit Präzisionslandwirtschaft, Agrarökologie und klimaeffizienter Landwirtschaft soll den derzeitigen Krisen und Herausforderungen des Klimawandels, der COVID-19-Pandemie, dem Bauernsterben, dem Biodiversitätsverlust und nicht nachhaltigen Lebensmittelsystemen entgegengewirkt werden. Die Gesamtheit dieser Ziele trägt den Namen „Vom Hof auf den Tisch“ und ist eine Strategie der Europäischen Kommission für ein faires, gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem. Diese hat auch Auswirkungen auf die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Mitgliedstaaten und sei das Kernstück des europäischen Grünen Deals. Viele „neue Worte“ und neue Synthesen mit dem Ziel Europa klimaneutral zu machen und die Ziele der vereinten Nationen (SDG) zu erreichen. Was steckt hinter diesen Worten? Warum braucht es all die neu formulierten Konzepte, die im grossen und ganzen die Kernthemen der Biolandwirtschaft neu benennen? Der Handlungsbedarf entstehe durch die aktuellen Krisen und dem verstärkten Druck der Bevölkerung für gesunde Lebensmittel. Doch können die neuen Konzepte die Einbahnstrasse „Industrielle Landwirtschaft“ wirklich beeinflussen? Sind die Konzepte konsequent genug? Was bedeuten sie für Österreich und was sind die Kritikpunkte?


Sendung vom 6. Mai 2020.

Rahmenbedingungen und Gedanken zum Essen in Corona-Zeiten ändern Gewohnheiten von vielen Personen. Erzwungen oder freiwillig wird gesundes Essen aus der Nähe wichtiger. Gleichzeitig beeinflussen Regierungsbeschlüsse unser tägliches Leben und unsere Angewohnheiten. Grundbedürfnisse werden definiert, Prioritäten für die zwingend notwendigen Leistungen für die Gesellschaft gesetzt. Schlüsselarbeitskräfte sind auch Personen in der Lebensmittelversorgung. Wie sich diese Veränderungen in der Gesellschaft auswirken und ob sie auch nach der Krise weiter bestehen bleiben, besprechen wir mit Ass.-Prof. Dr. Bettina Mahlert vom Institut für Soziologie, der Universität Innsbruck. Können solche Gewohnheits-Änderungen auch Schlüsse auf Essgewohnheiten in der Klimakrise werden?


Sendung vom 8. April 2020.

Boden ist die Produktionsbasis für die meisten Lebensmittel und Kulturen, die Tirols Landwirtschaft produziert. Es gibt natürlich auch Lebensmittel, die in Tirol bodenunabhängig produziert werden wie teilweise Beeren oder Pilze. Wie schaut es aber aus mit dem Ertragspotential von Tirols Böden und wie verändert es sich unter Klimawandel? Auf was kommt es bei der Bodenbonität an und welche Massnahmen können Landwirte und LandwirtInnen ergreifen, welche müssen auf politischer Ebene umgesetzt werden? Thomas Peham, Sachverständiger für landwirtschaftliche Bodenschätzung beim Land Tirol und Andreas Baumgarten, Leiter der Abteilung Bodengesundheit und Pflanzenernährung bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) informieren über unsichtbares Leben im Boden und sichtbare Bodenverschwendung, die der Ernährungssicherung in Österreich entgegenwirkt.


Sendung vom 3. März 2020.

Ernährungssouveränität ist ein komplexer Ausdruck und hat mit Landwirtschaft, Ernährung und Verteilung von Lebensmitteln zu tun. Damit wir ausreichend landwirtschaftliches Land in Tirol sicherstellen, um die Bevölkerung ernähren zu können, sind Gemeinden, Land und Bund gefordert dieses Land zu schützen und raumplanerisch abzusichern. Für die Bewirtschaftung ist eine nachhaltige Bewirtschaftung notwendig, da landwirtschaftliches Land auch qualitativ zerstört werden kann, bzw. unfruchtbar gemacht. Das Projekt Links4Soils trägt zu dieser Diskussion bei. Der Freistaat Bayern hat noch einen zusätzlichen Weg eingeschlagen und finanziert Ökomodellregionen mit politischer Rückendeckung um Leuchtturm Projekte aufzubauen, die den biologischen Landbau, biologische Produkte und die regionale Versorgung produzieren und umsetzen. Über diese Projekte und deren Resultate sprechen wir in Lichtgabel mit Maria Legner vom Klimabündnis Tirol und Klaus Wiesinger, Koordinator des Projektes Ökomodellregionen.


Sendung vom 4. Februar 2020.

Die Landwirtschaftliche Entwicklung ist gebunden an Boden und Infrastruktur, das macht sie investitionsintensiv, stabil aber auch abhängig. Eigentum an Boden und Höfen wurde in Tirol von verschiedenen Interessen und Tendenzen immer wieder neu geordnet. Gerhard Siegl, Historiker hat sich in verschiedenen Arbeiten mit Strukturwandel, gesellschaftlichem Konsens und Ideologie in der Landwirtschaft befasst. Er ist Studiogast der Sendung Lichtgabel vom 4. Februar 2020.


Sendung vom 7. Januar 2020.

Milch ist ein Hauptprodukt der Tiroler Landwirtschaft, neben Landschaft für den Tourismus, Fleisch und den Verarbeitungsprodukten wie Käse oder Butter. Viele Alternativen hat eine Berglandwirtschaft wie Tirol nicht auch nicht in direkter Konkurrenz mit Neuseeland. Aber müssen Kleinbetriebe aus Tirol mit Neuseeländischen Grossbetrieben wirklich mithalten? Gibt es nicht viel cleverere Strategien um mit Landschaft, Milch, Verarbeitung und geschickter regionaler Vermarktung ein ausreichendes Familieneinkommen zu erwirtschaften? Ja sagt Professor Markus Schermer von der Agrarsoziologie der Universität Innsbruck, ja sagt auch Julianna Fehlinger von der ÖBV und ja sagt schliesslich auch Alfons Frischmann, Milch- und Käseproduzent aus Terfens.


Ausgaben der Lichtgabel 2019

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