Ob als Lebensmittel zum Verfeinern von Speisen, als Aperitivo, als bekanntes und einfach selbst herzustellendes Stärkungsmittel der Volksheilkunde, zur Pflege des Körpers oder als Konservierungs- und Reinigungsmittel benutzt – der Essig ist ein echter Alleskönner und erfährt mittlerweile wieder mehr und mehr Zuspruch ob seiner vielfältigen Verwendung.
Bereits in der Antike schrieben Ärzte wie Hippokrates von Kos oder Dioskurides dem Essig Heilkräfte zu, basierend auf dessen umfassenden innerlichen und äußerlichen Anwendungsmöglichkeiten. Der mittelalterliche Gelehrte Avicenna und Hildegard von Bingen verwenden und empfehlen den Essig genauso.
Grundsätzlich wurde und wird er als Stärkungsmittel angesehen, welches bei innerlicher Anwendung den Stoffwechsel anzuregen vermag, günstig auf die Darmflora einwirkt und generell desinfizierend ist.
Die äußerliche Anwendung verspricht eine fiebersenkende Wirkung – wer kennt nicht die „Essigwickel“ oder „Fieberpatscherl“ aus der Kindheit? Wichtig hierbei zu beachten ist, dass bei fiebernden Menschen immer warme Umschläge auf zu legen sind und keine kalten Tücher!
Aber ebenso die morgendliche Wäsche mit einem essiggetränkten (LEINEN)Tuch ist zu empfehlen, dies wirkt stimulierend da durchblutungsfördernd. Die Haut genießt diese Behandlung, besonders bei Sonnenbrand und Insektenstichen, auch als Gesichtstonikum. Essig sollte jedoch stets in Maßen verwendet werden, nicht unbedingt täglich. Auch die Haare danken es, wir sparen uns den Conditioner und somit wieder eine Plastikflasche weniger im Bad!
Aber wie wird er denn nun angewendet und vor allem welcher Essig? Die Bandbreite ist riesig und die Auswahl oft nicht leicht.
Grundsätzlich kann Essig aus Wein (Weißwein-, Rotwein-, Sherryessig), aus Früchten (Apfel-, Birnen-, Beerenessig) oder aus Branntwein (Kartoffeln, Getreide oder Rückstände aus der Zuckerproduktion bilden hierfür die Grundlage für den Alkohol) gewonnen werden.
Eine Art Essig herzustellen ist die Verwendung einer sogenannten ESSIGMUTTER. Sie ist ein Bakterium-Lebewesen, welches sich von Alkohol ernährt. Bei der Eigenproduktionen zu Hause lässt man ein Glas mit vergorenem Saft aus Früchten, Kartoffeln oder Getreide (Most, Wein, Branntwein) einfach stehen und Essigbakterien, in der Luft vorhanden, sammeln sich ohne Zutun an. Diese Bakterien verwandeln den Alkohol, mithilfe von Sauerstoff zu Essigsäure.
Man kann den Essig natürlich jederzeit verfeinern mit Kräutern wie Rosmarin, Lavendel oder Schnittlauchknospen. Auch Beeren wie Himbeere und Heidelbeere eignen sich hierzu. Einfach nach Lust und Laune und persönlichen Vorlieben ausprobieren, einige Tage stehen lassen und dann abseihen.
Essig von Gute Frücht:
Unser Essig ist entstanden aus den eigenen Äpfeln und Birnen – und in Tirol wurden die feinen Früchte auch zu Most und schließlich zu Essig verarbeitet.
Unser Apfelessig erhält durch die doppelte Fermentation seine typischen und wertvollen Inhaltsstoffe wie Ketogluconsäuren, Zitronensäure und Aminosäuren.
2019 produzieren wir wiederum Apfelessig, erstmals aber auch Birnen- und Zwetschgenessig.
Anwendungsgebiete:
Körperpflege: ca. 750 ml ungefilterten Essig mit 100 Tropfen ätherischem Öl (etwa Speiklavendel) und 150-240 ml Hydrolat (etwa Rose, Kamille, Neroli) vermischen. Wichtig ist, zuerst das Öl und dann das Pflanzendestillat beizumengen. In Folge reichen 1-2 EL von dem Gemisch in 1-2 l Wasser zu verdünnen und am besten auf echtem Leinen zur Körperpflege zu verwenden.
Gesichtstonikum: 1-2 TL Essig in Wasser geben, Hydrolat hinzufügen (Melisse, Lavendel, Rosenhydrolat), vermischen, auf Wattepad geben, fertig!
Haarpflege: Eine Sprühflasche mit Wasser anfüllen, einen Schuss Essig hinzu und nach dem shampoonieren auftragen – kurz einwirken lassen und ausspülen. Auch gegen Läuse wirken Essigspülungen sehr gut!
Barbara Czerny