Pflanzenschutzmittel in der Biolandwirtschaft

Zwischen notwendigen Spurenelementen und negativen Umweltwirkungen

Die Bio-Landwirtschaft verzichtet auf den Einsatz chemisch-synthetischer und naturfremder Pflanzenschutzmitteln, Wachstumsregulatoren, Welkemitteln sowie gentechnisch veränderten Organismen (GVO) bzw. deren Derivaten und Herbizide. Sie setzt auf Pflanzengesundheit durch vorbeugende Maßnahmen wie richtige Sorten- und Standortwahl, Förderung der Bodengesundheit, harmonische Ernährung der Pflanzen, geeignete Anbau- und Kulturmethoden wie Fruchtfolge, Mischkultur, Gründüngung, Bodenbearbeitung, Förderung von Nützlingen durch Erhaltung und Schaffung geeigneter Lebensbedingungen (Hecken, Nistplätze u. ä.).

In einigen Anwendungsgebieten zur Bekämpfung von Pilzerkrankungen ist man in der biologischen Wirtschaftsweise dennoch auf den Einsatz von Kupfer- und Schwefel-Verbindungen angewiesen. Eine differenzierte und sorgsame Anwendung und auch Beurteilung sind jedoch notwendig.  

Kupfer

Kupferhaltige Pflanzenschutzmittel werden seit mehr als hundert Jahren in der Landwirtschaft gegen Pilzerkrankungen eingesetzt. Einsatzgebiete sind allen voran der Wein- und Obst-Bau, aber auch in der Produktion von Hopfen, Kartoffeln oder Rüben.

In Österreich darf Kupfer sowohl von konventionell wirtschaftenden [1] wie auch von biologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben eingesetzt werden. [2]

Die folgenden maximalen Kupfermengen pro ha und Jahr gelten für BIO AUSTRIA Betriebe:

  • Ackerkulturen: maximal 2 kg
  • Obst: maximal 3 kg
  • Wein: maximal 3 kg
  • Hopfen: maximal 4 kg

Kupfer kommt in der Natur vor und ist für alle Lebewesen ein notwendiges Spurenelement. So kann man davon ausgehen, dass 1kg Kupfer/ha und Jahr notwendige Spurenelemente sind. Kupfer ist essentiell um Eiweiße zu bilden. In höheren Konzentrationen kann Kupfer auch schädlich sein, etwa für Regenwürmer oder Wasserlebewesen. Ein Abbau von Kupfer ist wiederum nur durch Pflanzen möglich. Wenn diese es nicht schaffen entsprechende Mengen Kupfer abzubauen, wird Kupfer entweder angereichert oder, bei durchlässigen Böden, ausgewaschen.

Eine Task-Force unter der Leitung der Ages und der höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg beschäftigt sich mit der Minimierung des Kupfer-Einsatzes. Mögliche Strategien reichen von der Formulierung der Pflanzenschutzmittel, Ausbringungstechniken bis zur Forschung zu resistenten Pflanzen und alternativen Wirkstoffen.

Schwefel

Schwefel wird, wie Kupfer, als Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft gegen Pilzerkrankungen eingesetzt.

Gleichzeitig ist Schwefel der Hauptnährstoff in der pflanzlichen Landwirtschaft und es sollten bis zu 60 – 70 kg/ ha und Jahr ausgebracht werden. Schwefel verdampft leicht bei der Ausbringung insbesondere auf das trockene Blatt. Es findet so kaum ein Eintrag in den Boden statt. Wenn er in den Boden gelangt ist er jedoch relativ stark gebunden. Eine gute Schwefelversorung ist zentral für die Stickstoffaufnahme.

Herbizide und Glyphosate

Herbizide sind in der biologischen Landwirtschaft verboten.

Herbizide wirken bei der Aufnahme über die Wurzel systemisch, das heißt sie dringen in die Pflanzen ein. Es bedeutet: Der Wirkstoff wird im Saftstrom an alle Stellen der behandelten Pflanzen (auch Wurzeln und neue Pflanzenteile) transportiert. In Kernobstbäumen bspw. ist Glyphosat bis in den Wipfelbereich nachweisbar – auch im Obst.

Regula Imhof in Kooperation mit Karl Waltl, Biozentrum Steiermark, Obstbauberatung Steiermark


[1] In der konventionellen Landwirtschaft werden eine Reihe chemisch-synthetischen Fungizide eingesetzt. Dennoch spielen Kupfer-haltige Pflanzenschutzmittel auch in der konventionellen Landwirtschaft eine wesentliche Rolle, da das Problem der Bildung resistenter Krankheitserreger mit Kupfer-haltigen Pflanzenschutzmitteln praktisch nicht auftritt.

[2] Konventionell wirtschaftende Betriebe und Biobetriebe (Codex), die nicht nach BIO AUSTRIA Richtlinien oder anderen Richtlinien (LEH etc.) wirtschaften dürfen ab 2019 4 kg/ha und Jahr ausbringen.

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